Bildungswerk feiert 50-jähriges Jubiläum

Bildungswerk feiert 50-jähriges Jubiläum

Feierlicher Jubiläumsabend am 5. März 2025 mit 90 geladenen Gästen im Capitol in Nordhorn. Bild: Bildungswerk der Grafschafter Wirtschaft e.V.

Jubiläumsfeier beleuchtet Wandel, Herausforderungen und Chancen der beruflichen Bildung

Das Bildungswerk der Grafschafter Wirtschaft beging am 5. März 2025 sein 50-jähriges Bestehen mit einem feierlichen Jubiläumsabend im Capitol in Nordhorn. Rund 90 geladene Gäste, darunter Vertreter regionaler Unternehmen, langjährige Wegbegleiter und Dozenten, kamen zusammen, um die Erfolgsgeschichte einer Institution zu feiern, die seit fünf Jahrzehnten maßgeblich zur beruflichen Fort- und Weiterbildung in der Region beiträgt.

In seiner Jubiläumsrede betonte der Vorstandsvorsitzende Lambert Blömers die zentrale Rolle des Bildungswerks: „Bildung bedeutet, Talente zu entdecken und zu entwickeln.“ Dieses Zitat des ehemaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck unterstreicht seit jeher die Vision des Bildungswerks: Menschen in ihrer beruflichen Weiterentwicklung zu begleiten, ihre Perspektiven zu erweitern und damit die Entwicklung der Unternehmen und der gesamten Region zu sichern.

Vorstandsvorsitzender Lambert Blömers blickt in seiner Rede auf 50 Jahre Bildungswerk zurück und spricht über Herausforderungen und Chancen der beruflichen Bildung. Bild: Bildungswerk der Grafschafter Wirtschaft e.V.

Ein Blick zurück: Entwicklung der Bildungsarbeit

Die Geschichte des Bildungswerks begann 1975 als Initiative der Nordhorner Textilindustrie. Ursprünglich auf die überbetriebliche Elektroausbildung fokussiert, entwickelten sich die Aktivitäten im Aus- und Weiterbildungsbereich rasch weiter.

Ein entscheidender Schritt in der Entwicklung war die Umwandlung des Bildungswerks in einen eingetragenen Verein am 5. März 1985. Acht Unternehmensvertreter aus der Region, darunter aus den Textilbetrieben NINO, Rawe und Schümer sowie aus den Unternehmen C. Deilmann, der Emsland-Stärke, der Gesellschaft für Abwasserklärung Nordhorn und der Kreissparkasse Nordhorn, erkannten den langfristigen Wert einer zentralen Anlaufstelle für praxisnahe Fort- und Weiterbildung und legten damit den Grundstein für die nachhaltige Entwicklung des Bildungswerks.

Zu Beginn fokussierte man sich auf die Weiterbildung von Textilmeistern bzw. die Industriemeisterausbildung Textil. Mit der wirtschaftlichen Veränderung in den 80er Jahren, die von hoher Arbeitslosigkeit geprägt war, und dem Niedergang der Textilindustrie in den 90er Jahren passte sich das Bildungswerk den neuen Anforderungen an. Die Einführung der Industriemeisterlehrgänge in den Bereichen Elektro und Metall, die Zusammenarbeit mit der IHK Osnabrück-Emsland und die Anerkennung als Ergänzungsschule zur Qualifizierung von jungen Arbeitssuchenden prägten diese Zeit.

Ein besonderes Kapitel in der Geschichte des Bildungswerks war das Engagement in der Nordhorner Partnerstadt Reichenbach nach der Wiedervereinigung. Dort wurde im Jahr 1991 eine Zweigstelle gegründet, um durch das Angebot von unterschiedlichen Weiterbildungen, Umschulungen in kaufmännischen Berufen sowie EDV- und Englisch-Lehrgängen die wirtschaftliche Entwicklung der Region zu begleiten. Das Engagement endete aufgrund der veränderten Arbeitsmarktlage in den Folgejahren mit der Schließung der Niederlassung im Jahr 2005.

Lehrgang „Elektrofachkraft mit eingeschränktem Aufgabengebiet“ aus dem Jahr 1999 und Betriebsbesichtigung eines Meisterlehrgangs bei der Neuenhauser Maschinenfabrik im Jahr 2014. Bild: Bildungswerk der Grafschafter Wirtschaft e.V.

Heute: Eine verlässliche Säule in der regionalen Wirtschaft

Heute ist das Bildungswerk mit fünf Mitarbeitenden und einer Auszubildenden zur Kauffrau für Büromanagement eine feste Größe in der beruflichen Weiterbildung von Beschäftigten in den regionalen Unternehmen. Basierend auf den Bedarfen der Unternehmen, deren Grundlage für die Transformation zunehmend qualifizierte Mitarbeitende sind, wurden und werden laufend neue Angebote entwickelt, darunter Industriemeisterlehrgänge, technische Qualifizierungen, Prüfungsvorbereitungskurse oder spezifische Inhouse-Seminare. „Maßgeblich für die Qualität ist unser Dozentenpool aus unterschiedlichen Berufsfeldern. Diese Vielfältigkeit sorgt dafür, dass unser Angebot zeitgemäß und zukunftsweisend ist“, machte der Vorstandsvorsitzende des Bildungswerks deutlich.

Besonders in den Jahren 2020 und 2021, als die Corona-Pandemie neue Herausforderungen mit sich brachte, bewies das Bildungswerk seine Anpassungsfähigkeit. Innerhalb kürzester Zeit entwickelte man digitale Schulungsformate, setzte Hygienekonzepte um und etablierte alternative Unterrichtsformen.

Ein zukunftsweisendes Projekt stellt die Roboterfabrik Grafschaft Bentheim dar, an der sich das Bildungswerk seit Ende 2023 beteiligt. Mit Zertifikatslehrgängen zur Robotik und Ferienangeboten für Kinder und Jugendliche wird hier die Fachkräftesicherung von morgen gefördert.

Bettina Mundt (Koordinatorin des Bildungswerks), Gitta Mäulen (Geschäftsführerin des Bildungswerks) mit dem aktuellen Vorstand Hanno Poppenborg, Lambert Blömers (Vorstandsvorsitzender) und Gisela Verwold, es fehlt: Andreas Heidekrüger. Bild: Bildungswerk der Grafschafter Wirtschaft e.V.

Blick in die Zukunft: Herausforderungen in der beruflichen Bildung

Die berufliche Qualifizierung steht vor neuen Herausforderungen: Digitalisierung, technologische Veränderungen, Fachkräftemangel und demografischer Wandel erfordern flexible und innovative Bildungsangebote. Automatisierung, Künstliche Intelligenz und Industrie 4.0 verändern die Anforderungen an Fachkräfte in vielen Branchen. Lambert Blömers hob bei der Jubiläumsfeier die Rolle des Bildungswerks mit Blick auf die Zukunft hervor: „Wir richten unseren Fokus auf diese Entwicklungen aus und setzen auf digitale Kompetenzen. Erste Fortbildungsangebote im Bereich KI finden sich bereits seit 2023 im Portfolio.“ Gleichzeitig gewinne die Fachkräftesicherung durch gezielte Qualifizierungsmaßnahmen immer mehr an Bedeutung. Angesichts der demografisch verursachten in den kommenden Jahren zunehmenden Lücke auf dem Arbeitsmarkt gewinne die Weiterbildung und Qualifizierung von älteren Arbeitnehmenden sowie Fachkräften aus dem Ausland zunehmend an Bedeutung. Gleichzeitig veränderten sich die Bedürfnisse von Berufstätigen, so dass flexible, praxisnahe Schulungsmodelle wie Blended Learning und Online-Angebote stärker gefordert würden.

„Eine zentrale Rolle spielt auch der Campus Berufliche Bildung, in der sich das Bildungswerk neben unserem Partnerverein der Wirtschaftsvereinigung Grafschaft Bentheim aktiv mit einbringt“, erklärte Blömers, der den zukünftigen Campus als modernen Lernort für die Vernetzung von schulischer und betrieblicher Ausbildung hervorhob. Der Campus solle junge Menschen für Technik, MINT und Zukunftsherausforderungen begeistern und eigene Talente außerhalb des schulischen Alltags ermöglichen.

Berufliche Qualifizierung müsse agil bleiben, um auf neue Anforderungen in Bereichen wie IT, Gesundheitswesen oder Nachhaltigkeit reagieren zu können. Neben fachlichen Qualifikationen würden auch Soft Skills wie Kommunikation, Teamarbeit und Führung zunehmend an Bedeutung gewinnen. In einer vernetzten und kollaborativen Arbeitswelt seien neue Lernmethoden gefragt, die praxisnahes und interaktives Lernen ermöglichen. „Gefragt ist insofern berufsbezogene Kompetenzentwicklung verbunden mit einer geeigneten Unternehmenskultur“, so Blömers. Dem wolle sich das Bildungswerk in seiner Arbeit weiter stellen.

In den Grußworten des Landrates des Landekreises Grafschaft Bentheim, Uwe Fietzek, des Bürgermeisters der Stadt Nordhorn, Thomas Berling, sowie der Projektleiterin Bildungspolitik der IHK Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim, Sonja Splittstößer, wurde die enge Verbundenheit des Bildungswerks in der Region sowie der regionalen Wirtschaft deutlich.

Der feierliche Abend bot neben der Gelegenheit zum Rückblick auf das Erreichte auch Raum für zahlreiche Gespräche über zukünftige Herausforderungen und Chancen.

Bilder: Bildungswerk der Grafschafter Wirtschaft e.V.